BUND Ortsgruppe Wehrheim

S-Bahn-Ausbau: Position des BUND Wehrheim

Die S5 soll über Friedrichsdorf hinaus bis Usingen verlängert werden. Da Wehrheim genau in der Mitte der Bahnhöfe Usingen und Friedrichsdorf liegt, ist hier ein doppelgleisiger Ausbau auf Höhe der Saalburg-Siedlung geplant.
Das Bild zeigt eine S-Bahn des RMV Rhein-Main-Verkehrsverbundes Elektrifizierung der Taunusbahn: Die S-Bahn ist langfristig das günstigste und umweltfreundlichste öffentliche Verkehrsmittel  (Bild: RMV/Hemut Vogler)

Grundsätzlich begrüßt der BUND Wehrheim den Ausbau der Taunusbahn und die Integration in das S-Bahn-Netz des RMV, da nur so eine bessere, reibungslosere Bahnverbindung des Usinger Lands mit dem Rhein-Main-Gebiet gewährleistet werden kann. Die bisherige Lösung mit zwei verschiedenen Netzen machte bei den meisten Verbindungen ein Umsteigen in Friedrichsdorf oder Bad Homburg erforderlich. Sie ist schlecht koordiniert und stark störanfällig, da S-Bahn und Taunusbahn bei Verspätungen nicht aufeinander warten. Außerhalb des Berufsverkehrs ist keine Durchfahrt zum Frankfurter Hauptbahnhof möglich. Wer in Frankfurt in eine andere S- oder U-Bahn umsteigen muss, hat einen langen Fußweg in den Tiefbahnhof zu bewältigen. So bietet die jetzige Situation aufgrund der großen Zeitverluste keinen Anreiz für Berufspendler und andere Bahnnutzer, vom Auto auf die Bahn umzusteigen. Das muss sich angesichts des Klimawandels und des zu erwartenden weiteren Zuzugs von Menschen in den östlichen Hintertaunus schnellstens ändern.

Die Elektrifizierung über Friedrichsdorf hinaus wird seit Jahren gefordert. Allerdings hat sich gerade in den letzten Jahren die Antriebstechnik für Schienenfahrzeuge dramatisch weiterentwickelt. Brennstoffzellen- und Akkuzüge sind an der Schwelle von Pilotprojekten zum Regelbetrieb. Deshalb erwartet der BUND Wehrheim, dass der VHT und der RMV Vor- und Nachteile der verschiedenen, heute zur Verfügung stehenden Technologien mit allen Vor- und Nachteilen nachvollziehbar für die Bürger einander gegenüberstellen. Dabei ist insbesondere auch der Energiebedarf exakt zu beziffern. So brauchen Wasserstoffzüge zwischen vier- und achtmal so viel Energie wie Züge mit Oberleitungen, da die Herstellung von Wasserstoff sehr energieaufwändig ist. Auch Akkuzüge erfordern aufgrund der mehrfachen Energieumwandlung mehr Energie. Voraussetzung für einen Einsatz dieser Technologien ist für den BUND, dass der benötigte Strom ausschließlich aus Erneuerbaren Energien gewonnen wird. Bei einem Vergleich sind nicht nur die Investitionskosten, sondern auch die Betriebskosten zu berücksichtigen. Voraussetzung für den Einsatz alternativer Technologien ist, dass sie ebenfalls die in Aussicht gestellte Kapazitätserweiterung von 11000 auf 18000 Fahrgäste täglich bereitstellen können.

Ein wesentlicher Vorteil der Verlängerung der S-Bahn liegt unserer Meinung darin, dass bei technischen Problemen an Zügen auf einen sehr viel größeren Pool an Ersatzzügen zurückgegriffen werden kann als bei Lösungen mit unterschiedlichen Zugtypen. Störungen könnten so schneller aufgefangen werden. Klassische S-Bahn-Züge sind seit Jahrzehnten Stand der Technik, ihre Zuverlässigkeit entsprechend hoch. Neue Technologien weisen anfangs grundsätzlich eine höhere Fehleranfälligkeit auf. Die Klimaforschung gibt uns noch ein Zeitfenster von zehn Jahren, um nicht mehr beherrschbare Klimawandelfolgen zu vermeiden. Die Mobilitätswende muss deshalb ernsthaft und vor allem schnell angegangen werden. Für langwierige Überlegungen und Experimente bleibt keine Zeit mehr.

Die Bedenken und Sorgen der Bewohner im Bereich der Saalburgsiedlung und Mark nehmen wir ernst; aus direkter Betroffenheit suchen sie nach Alternativen, die einen zweigleisigen Ausbau der Strecke zwischen Bahnhof Saalburg und Wehrheim vermeiden. Wir verkennen auch nicht, dass die Verluste an Grünflächen und Bäumen bei einem Doppelgleis in diesem Bereich erheblich sind. Betroffen davon sind auch geschützte Pflanzen, Tiere und Biotope, die durch den Ausbau zerstört würden. Es muss deshalb unbedingt nochmals geprüft werden, welche Auswirkungen eine Verlegung des zweispurigen Ausbaus in einen weniger empfindlichen Bereich hätte. Es ist zu diskutieren, ob dafür nicht auch eine geringfügige Fahrtzeitverlängerung in Kauf genommen werden muss. Sollte eine Verschiebung des zweispurigen Abschnitts nicht möglich sein, müssen die Anwohner gegen den Lärm geschützt werden. Jede Form der Beeinträchtigung der Natur muss ortsnah ausgeglichen werden.

Der BUND Wehrheim fühlt sich verantwortlich für alle Menschen im Usinger Land. Er teilt deren Wunsch und Anspruch, schnellstens ein leistungsfähiges ÖPNV-System zu bekommen. Vor allem aber ein System, das bewährt ist und den erheblich wachsenden Mobilitätsbedarf befriedigen kann. Um den ÖPNV weiter gegenüber dem Individualverkehr zu stärken, müssen darüber hinaus die Fahrpreise des RMV - sie gehören zu den höchsten in Deutschland – deutlich gesenkt werden.

Der BUND Wehrheim wird die Ergebnisse der umweltschutzrechtlichen Untersuchungen der PGNU sehr genau prüfen und eine Stellungnahme für Natur UND Menschen abgeben. Er erwartet darüber hinaus nachvollziehbare Antworten auf die berechtigten Fragen der Bürgerinnen und Bürger.

Anprechpartner

Michael Pyper

michael.pyper(at)bund-hochtaunus.de
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