Der Extremsommer 2022 mit seiner Dürre und Hitze hat erneut allen Gartenbesitzern die Folgen des Klimawandels drastisch vor Augen geführt. Bäume, Sträucher, Nutz- und Zierpflanzen litten in hohem Maße unter Trockenstress und sogar Sonnenbrand. Verschärft durch den Wassermangel in unserer Region verdorrten Rasenflächen, Stauden und Gehölze und geschwächte Pflanzen wurden zunehmend von Schädlingen und Krankheiten befallen.
Unsere Veranstaltung „Garten im Klimawandel“ am 2. Oktober 2022 stieß auf großes Interesse bei GartenfreundInnen aus Wehrheim und der Umgebung. Almut Gwiasda führte anhand ihres artenreichen Staudengartens in der Gartenstraße 9 vor, welche Pflanzen sich gut mit Trockenheit und Hitze arrangieren können und welche eher nicht.
Sie zeigte u.a. das Graue Heiligenkraut (Santolina chamaecyparissus) mit farblich sehr ansprechendem Laub und eine hübsche Gartenform des Kriechenden Günsels mit panaschierten Blättern, die den Sommer gut überstanden hatten, außerdem eine ganze Reihe von mediterranen Kräutern, die üppig wuchsen, wie die Klassiker Rosmarin (der allerdings nicht frosthart ist), Lavendel und Thymian, die Eberraute als Salatgewürz und der Steppen-Salbei (Salvia nemorosa). Auch die Nieswurz als attraktiver Frühblüher scheint Trockenheit und Hitze gut zu überstehen und vermehrt sich von selbst. Sehr dekorativ und trockenheitsresistent ist auch der Woll-Ziest (Stachys byzantina) der sich mit seiner dichten silbrigen Behaarung gegen zu starke Sonneneinstrahlung schützt.
Gelitten hatten allerdings die Astern und der Phlox, die viel Wasser benötigen. Und Hortensien, Azaleen und Rhododendren mit ihrem enorm hohen Wasserbedarf werden in den Gärten unserer Region wohl kaum eine Zukunft haben.
Auch Nadine Leiss, unsere Gartenbau-Fachfrau, konnte mit vielen wertvollen Tipps helfen, welche Stauden und Gehölze mit Trockenheit besser zurechtkommen, so sind natürlich alle Sedum-Arten mit ihren sukkulenten Blättern und speziellen Stoffwechsel-Anpassungen an Hitze und Trockenheit angepasst. Generell kann man sagen, dass alle typischen Steingarten-Pflanzen gute Chancen haben, Hitze und Trockenheit zu überstehen, und dass Pflanzen mediterraner Herkunft oder aus den kontinentalen Steppen Europas sich vermutlich robust zeigen werden.
Unter den Sträuchern und Bäumen scheinen Kornelkirsche, Felsenbirne, Wacholder, Wolliger Schneeball, Feldahorn, Speierling und Deutsche Tamariske mit Trockenheit ganz gut klar zu kommen.
Es gab auch einen lebhaften Austausch von Tipps und Anregungen zum Bodenschutz, so wurde die Idee vorgestellt, mit sog. „Heuwürsten“ zwischen den Reihen im Gemüsebeet für den Erhalt der Feuchtigkeit im Boden zu sorgen: Dabei wird langhalmiges Heu zusammengedreht zu einer länglichen Wurst und zwischen die Reihen der Kulturpflanzen gelegt. Das hat gegenüber dem herkömmlichen Mulch-Arten den Vorteil, dass das Material an seinem Platz bleibt und leicht wieder entfernt werden kann. Als ein kleiner „Nachteil“ wurde allerdings beobachtet, dass auch die Amseln merken, dass sich unter den Heuwürsten im feuchten Boden die Regenwürmer tummeln und zupfen den Mulch bei ihrer Regenwurmjagd wieder heraus. Aber das zeigt ja auch, dass die Mulchschicht den Bodenlebewesen guttut.
Auch Permakultur und das Einarbeiten von Terra Preta (mit Pflanzenkohle) hilft, die Wasserhaltefähigkeit des Bodens zu verbessern.
Eine Liste mit Pflanzenarten, die sich bewährt haben, und die wir entsprechend unserer Erfahrungen ständig ergänzen werden, finden Sie hier!
Viel Spaß beim Gärtnern wünschen Ihnen Almut Gwiasda, Nadine Leiss, Cordula Nentwig und Katrin Willkomm vom BUND Wehrheim.